Es gibt sie noch: die Komponisten, die im Abseits schaffen, aus jener "inneren Notwendigkeit" heraus, von der Arnold Schönberg sprach, nur sich und der eigenen Sehnsucht nach Wahrhaftigkeit verpflichtet ....
Der Komponist Daniel Carney ist so jemand. Als ich ihn kennenlernte (2011) hatte erzwei Wohnsitze, zwei Häuser: eines im Drogenviertel von Baltimore, jener einst blühenden Hafenstadt, deren Verfall einem bald beim Herausfahren von Downtown Baltimore ins Auge springt. Hier hat Carney ein Haus, mehr eine Werkstatt mit Schlafgelegenheit. Denn der Komponist ist ein guter Handwerker: er lebt davon, alte Häuser zu kaufen, sie zu renovieren und sie mit Gewinn wieder zu verkaufen. Zum anderen baut er Percussioninstrumente aus Holz, große mit grobholzigen Klang.
Studiert hat der 60jährige am renommierten Peabody Conservatory am Johns Hopkins University in Baltimore. In den frühen 80zigern entwickelte er in New York mit dem Komponisten Alec Bernstein Musik für computergesteurte akustische Instrumente. Mit solch einem "Roboter-Ensemble" trat Carney in New York und in Amsterdam, wo er immer mal wieder lebt, auf. 1996 kehrte Carney nach Baltimore zurück und komponiert seitdem Kammermusik in "klassischen" Besetzungen. Die vorliegende CD - natürlich in einem Independent Label erschienen - enthält die bisher ambitioniertesten Werke: ein Klavierquintett, ein Sextett für Klarinette, Klavier und Streichquartet und ein Trio für Klarinette, Violine und Klavier. Das Streichquartett ist das phantastische Kontras Quartet aus Chikago und ist momentan dort das Quartet in residance beim Chikago Youth Symphonie Orchestra. (Die Arbeit mit dem Streichquartett, gehörte zu den herausragenden kammermusikalischen Erlebnissen meines Lebens.) Der amerikanische klarinettist Allan war und die chinesischen Geigerin Hsiao-Mei Ku, Professorin an der Duke-University in Durham, N.C. komplettierte die CD.
Was ist es für eine Musik? Sie ist eine im besten Sinne moderne Musik, aber eine Musik die das Musikantische sucht und die Emotion jenseits des romantischen Selbstgenusses. Carney liebt den modernen Jazz, seine Musik ist vom Geist her jazzig, ohne jede das Idiom dieser Musik zu benutzen.
Ich habe diese Musik lieben gelernt, spiele sie gerne. Und es ist eine besondere Ehre, die Musik als Erster zum klingen bringen zu dürfen. Die Partituren haben recht wenige Hinweise zur Interpretation, man muss lange "schwanger" mit der Musik gehen, bis man den Schlüssel gefunden hat. Und dann entdeckt man nie gehörte Schönheiten ..
Die CD gibt es im Internet direkt beim Label CDbaby oder anderen Anbieter als CD oder als mp3-Album zu kaufen (downzuloeaden) http://www.cdbaby.com/.